Dönkes en Vertellekes (Geschichten und Erzählungen)
Detjes en Datjes (Dies und Das) aus dem Kleverländischen
In Anlehnung an den großen „Niederrheiner Hans-Dieter Hüsch“, möchte ich die von ihm geäußerte Lebensphilosophie in leicht abgewandelter Form auch auf Kleverländisch übertragen.
„Alles, was ich bin, ist Kleverländisch“
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Schlachttag bei den Großeltern in den Fünfzigern!
Bis Ende der 50er Jahre wurde bei meinen Großeltern zwei Schweine aufgezogen. Eins wurde verkauft und eins wurde zum Eigenverzehr geschlachtet.
Der Schweinestall war auf der Deel im Hinterhaus, mit kleinem Auslauf nach draußen. Daneben stand die Ziege in einem eigenen Stall. Der Stall wurde mit Stroh ausgelegt und wurde regelmäßig gemistet.
Gefüttert wurden die Schweine mit Kartoffeln, Rübenschnitzel, Kleie, Schrot, Grünfutter, Küchenabfälle und Essensreste. Als Allesfresser waren Schweine ideale Futterverwerter. Im Unterschied zu heute sollten die Schweine möglichst fett und schwer sein.
Am Schachttag waren neben meinen Großeltern mein Vater und 2 Tanten dabei, um zu helfen, wenn dann der Metzger kam, der alle Schlachtwerkzeuge mitbrachte.
Geschlachtet wurde auf der „Gööt“ (Waschküche). Sehr früh am Morgen wurde der „Brösspott“ (Waschkessel) mit Wasser gefüllt und angeheizt. Diesen unterfeuerten Kessel gab es damals in jedem Haushalt. Er konnte mit etwa 100 Liter Wasser gefüllt werden. Heißes Wasser benötigte man für den Waschtag und die wöchentlich oder vierzehntägige Körperreinigung in der Zinkbadewanne. Ein Badezimmer oder eine Dusche gab es damals bei meinen Großeltern nicht. Am Schlachttag lieferte der „Brösspott“ das benötigte heiße Wasser und diente anschließend als Wurstkessel.
Mit dem Hellwerden kam der Metzger. Dem Schwein wurde sicherheitshalber ein Strick an das Hinterbein gebunden. Mit leichtem Schubsen dirigierte der Metzger es dann in den Hof wo das Schwein mit einem Bolzenschussgerät betäubt wurde. Mein Opa und mein Vater halfen ihm dabei. Der Metzger stach mit einem Messer in die Halsschlagader. Das heraus-schießende Blut wurde von meiner Oma aufgefangen und ständig gerührt, damit es nicht gerann. Das Blut kam dann später in die Blutwurst. In einem großen Brühtrog wurde das Schwein im Wechsel mit heißem und kaltem Wasser übergossen, um danach die Borsten abzuschaben. Zunächst schabte man im Trog, dann wurde die Sau auf eine Leiter gelegt und festgebunden. Mit dem Messer beseitigte der Metzger die restlichen Borsten.
Mit vereinten Kräften wurde die Leiter mit dem Schwein an die Wand gestellt. Nachdem die Innereien heraus genommen waren, wurde die Sau mit dem Schlachterbeil in zwei Hälften geteilt.
Dann kam der amtliche Fleischbeschauer. Er prüfte die Innereien auf Krankheiten und Trichinen. Da alles ohne Befund war, bekamen die Schweinehälften Stempel und wurden zum Verzehr freigegeben.
Inzwischen hatte der Metzger die Därme gereinigt, um sie für die Wurstfüllung vorzubereiten. Auf dem großen Holztisch, der auf der „Gööt“ (Waschküche) stand, zerlegte er dann die Schweinehälften. Meine beiden Tanten drehten die klein geschnittenen Fleischstücke per Hand durch den Fleischwolf. Mit einem speziellen Messer schnitten sie, unter Anleitung des Metzgers, die Speckseiten in kleine Würfel. Das gab dann die Grieben für die Blut- und Leberwurst. In der Pfanne ausgelassen, lieferten die Grieben dann unter Hinzugabe des Flomens das Schweineschmalz.
In einer Wanne vermengte der Metzger die verschiedenen Wurstteige und füllte sie dann mit der Füllmaschine in die Därme. In dem „Brösspott“ (Wurstkessel) wurden Wellfleisch und Würste (Leber- und Blutwurst) gebrüht. Ab und zu platzte eine Wurst und sorgte für eine gehaltvolle „Worstsupp“ (Wurstsuppe) in dem Kessel. Am nächsten Tag wurde von meiner Oma, unter Zugabe von Gewürzen und Buchweizenmehl dann Panhas hergestellt.
Ein Teil des Fleisches wurde in Salzlake eingepökelt, um es länger haltbar zu machen. Schinken und ein Teil der Wurst wurden im Keller, in einem Fliegenschrank zum Lufttrocknen aufgehangen. Meine Oma und die Tanten kochten Wurst und Rippchen in Einmachgläser ein.
Als Abschluss gab es für alle ein leckeres Abendessen mit Wellfleisch, selbst eingelegtes Sauerkraut aus der Tonne und Kartoffeln.
Für mich war der Schlachttag ein großes Ereignis. Für die Erwachsenen war es aber auch mit viel Arbeit verbunden. Sie hatten allerdings für lange Zeit die Familie mit Wurst und Fleisch versorgt.
Da ich mit meinen Eltern in Kleve wohnte, bekamen wir von den Großeltern einen sogenannten „Hözepott“ mit nach Hause. Dazu gehörte ein Stück Blut- und Leberwurst, ein Rippenstück und dazu ein Stück Panhas vom frisch geschlachteten Schwein.
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Hallo, darf ich mich vorstellen?
Mein Name ist Johann II, ich war Herzog von Kleve und Graf von der Mark. Von 1458-1521 habe ich gelebt.
Mir wird nachgesagt das ich ein ausschweifendes Leben geführt habe.
Wahr ist, dass ich in den Jahren meines Lebens auch Spuren im Klever Land hinterlassen habe.
So habe ich neben meinen drei ehelichen Kindern rund 63 uneheliche Kinder von verschiedenen bürgerlichen Frauen aus dem Klever Land gezeugt. Das hat mir den Beinamen „Jan der Kindermacher“ eingebracht und ja, da bin ich stolz drauf!
Ich bin zwar schon vor 500 Jahre gestorben, aber ich finde keine Ruhe. Gerne würde ich alle meine Nachfahren hier in Kleve kennenlernen. Wer mich besuchen möchte findet mich in der Fürstengruft der Klever Stiftskirche.
Nun bin ich aber auf der Suche nach all meinen Nachkommen im Kleverländischen. Meine Nachfahren könnten heute Namen wie zum Beispiel Jansen (Jan sein Sohn), Peters, Hendriks oder Müller usw. heißen.
Die kleverländische Bevölkerung ist aufgerufen ihre Familiengeschichte zu erforschen und dabei zu untersuchen, ob sie mit mir verwandt sind.
Hoe.12.03.2025
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Galgenberg Kleve
Eigentlich ein viel zu schöner Ort, um hier gehängt zu werden. Galgenberg nannten die Klever diese Stätte, auf der im Mittelalter die Verurteilten hingen und auch später noch die Köpfe rollten. Dabei hat man hier so eine schöne Aussicht: Früher ging der Blick bis zum Sternberg herüber, in den Tiergarten hinein und die Lindenallee herunter. Auch heute ist der „Klever Berg", wie er jetzt weniger martialisch heißt, ein wunderschönes Fleckchen Erde. Der 15 Meter hohe Aussichtsturm, 1892 errichtet, bietet faszinierende Blicke über die Stadt. Ein guter Startpunkt für eine Führung durch den neuen Tiergarten.
Hoe.12.03.2025
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Die „Schluffenschuster“ in Kleve
Am Anfang stand der sogenannte Schluffenschuster – am Ende die hochtechnisierte Schuhfabrikation als größter Arbeitgeber in Kleve. Die Herstellung von Leichtschuhen (Schluffen) in Heimarbeit und deren Vertrieb durch Hausierer waren der Beginn einer sich steigernden Entwicklung bis hin zur Industrialisierung.
Armut, Alkohol und harte Arbeit – all das prägte den Alltag der Klever Schuster. Unabhängig davon, ob der „Schluffenschuster“ mit seiner Familie und seinen Gesellen das Handwerk in seiner Wohnung betrieb oder später als Fabrikarbeiter. Billiger Alkohol (besonders Bier und Korn) war in den Jahren vor 1900 ein ständiger Begleiter.
Das alltägliche Leben war nach Berichten der damaligen Zeit so ärmlich, dass die Schuster keine Steuern zahlen mussten, weil sie kein entsprechendes Einkommen vorweisen konnten. Damit waren sie auch von bestimmten bürgerlichen Rechten ausgeschlossen. Um 1848 wird beschrieben, dass dies ein Problem besonders der Handwerker war, da es in Kleve keine Industriearbeiter gab, sondern nur ein Proletariat von Arbeitslosen, die nicht wählen durften.
Die „Schüsterkes“ in Kleve haben den Montag häufig genutzt, um sich zu betrinken und den Rausch besonders im Tiergarten auszuleben – und das zum Entsetzen der dort spazierenden sogenannten Bürgerschaft und der Badegäste, die hierfür wenig Verständnis zeigten. Rainer Ise von 2012
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Kleverländisch – Kurs Teil I, Satzbildungen auf Kleverländisch, aus dem Leben gegriffen.
Wat, gej könnt geen kleffsplatt--------Was du kannst kein Klever Dialekt
Wat en moi Beld-------- Was ein schönes Bild
Wat enne moien Dach van daach….. Was ein schöner Tag heute
Dat weet ik nit--------das weiß ich nicht
Gej sit nit wiss------- Du bist nicht gescheit
Wor komt gej no her -------Wo kommst du nun her
Wij sitt gej dan….. Wer bist du denn
Ow kenn ek ewel nit…… Dich kenne ich aber nicht
Dat mot gej min ewel nog enekeer vertälle…. Das musst du mir aber noch einmal erzählen
Lösst gej nog en Bier of ene Fusel…… Möchtest du noch ein Bier oder einen Schnaps
Ek wel drie vor ene roje….. Ich möchte drei für eine Mark
Worr komt gej dan her…… Wo kommst du denn her
Ek heb son pin inne Röck…… Ich habe so schmerzen im Rücken
Gott te mar sette…… Geh mal sitzen
Ek heb de hele Dach Holt gehaue….. Ich habe den ganzen Tag Holz gehauen
Gej sit enne guje kloot……. Du bist ein guter Mann
Heij al de geit gemolke……. Hast du schon die Ziege gemolken
Van Daach kömmt ewel Fleiss ob de Toffel…. Heut kommt aber Fleisch auf den Tisch
Gott dorr ma sette……. Geh da mal sitzen
Dänn dömsten Bur het de deckste Ärple….. Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffel
Ek kom üt kleef en gej…… Ich komme aus Kleve und du
Ek woon in Nöttere…. Ich wohne in Nütterden
Sit gej met de Fits door….. Bist du mit dem Fahrrad da
Nee ek heb dän kruiwagen dorbej…… Nein ich habe die Schubkarre dabei
Wat sett Vord en Mutt davan…… Was sagt Vater und Mutter davon
Ek heb de hele nacht nit geschlope…… Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen
Plesierige Possen ……Frohe Ostern
Allen plesierige Pengste……… Allen frohe Pfingsten,
Hoe.31.03.2025
Fortsetzung folgt...
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Elf-Ührken
Das "Elf-Ührken" gehörte in früheren Zeiten auf dem Land zum Alltag dazu. Hier und da ist es noch heute so. Der Bauer trank seinen Schnaps täglich gegen 11 Uhr, denn der sollte ihn stark und gesund halten.
Auch die Landarbeiter und Bauarbeiter tranken regelmäßig ihr „Elf-Ürken“, der zunächst aus Kartoffeln und später aus Getreide bestand.
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878, Die Sage erzählt, dass die Herren Wichard und Lupold von Pont gegen einen feuerspeienden Drachen kämpften. Sie fanden ihn unter einem Mispelbaum, und einer der beiden durchbohrte den Drachen mit seinem Speer. Während der Drachen verendete, röchelte er noch zwei- oder dreimal "Gelre! Gelre!". Die Stadt Geldern soll daraufhin von den Herren von Pont als Erinnerung an diese Heldentat am Zusammenfluss von Fleuth und Niers gegründet worden sein.
1347 – 1351, "Der Schwarze Tod" breitete sich durch Seeleute, die in der asiatischen Schwarzmeerregion Handel trieben, von Genua über ganz Europa aus und forderte insgesamt rund 25 Millionen Todesopfer. Auch das Kleverländische ist von der Pest betroffen.
Geißlerzüge zogen durch die Lande und versuchten, der Seuche durch Selbstgeißelung Einhalt zu gebieten. Endzeitstimmung machte sich unter den Menschen breit und es traten Hungersnöte auf.
1501, Hexenprozess in Viersen:
Zwei Frauen aus Viersen (Amt Krickenbeck) sind wegen Zauberei und Hexerei angezeigt und vom Amtmann von Vischenich eingekerkert worden. Nach 42 Tagen wurden sie vom Scharfrichter Floris aus Nymwegen zum Tode verurteilt: mit Bestätigung des Herzogs Karl von Geldern und dem Drosten zu Geldern, Goessen Spede von Langenfeld. Es hieß: "Bei der Hinrichtung hatte der Scharfrichter viel zu tun."
1596, Hexenprozesse in Geldern:
Nesa (Agnes) Groemmers war angeklagt wegen Zauberei. Um nach der Wasserprobe und der Folter weiteren Torturen zu entgehen, beging sie Selbstmord, indem sie aus dem Kerkerfenster sprang.
Hees (Esther) Groemmers (Tochter von Nesa Groemmers) hat unter der der Tortur einige Hexerei-Verbrechen gestanden, später widerrufen und nach weiteren Torturen erneut zugegeben. Sie wurde am 14.11.1596 verbrannt.
Sey (Lucia) Toerf, gefoltert wegen Abfall von Gott, Teufelsbuhlschaft und Tanz auf der Straelener Heide, wurde am 12.11.1596 verbrannt.
Die Geschwister Jenneken und Trina ter Schmitten (Schmittmanns) wurden am 27.11.1596 verbrannt wegen Teufelsbuhlschaft unt Tötung von Tieren und Kindern.
Gretchen Haechmans (Haechmanshof bei Holthuysen) und Erm in gen alte Stoef wurden in Geldern angeklagt wegen Tötung von Tieren. Sie wurden am 04.12.1596 verbrannt.
Sibilla Schiedmans, angeklagt wegen Teufelsbuhlschaft, Hexensabbat, Tötung von Tieren und Zauberei, wurde am 09.12.1596 verbrannt.
1642, Kevelaer
Nachdem der Kaufmann Hendrick Busman seit Weihnachten 1641 auf seinem Weg von Weeze nach Geldern mehrfach während seiner Gebete an einem Hagelkreuz nahe Kevelaer20 aufgefordert wurde,
"Op deze plaats sult gij mij een kapelleken bouwen!", kam er diesem höheren Wunsch nach, obwohl er kein reicher Mann war. Seine Frau Mechel Schrouse konnte in Kempen ein Marienbildchen kaufen, das sie einen Monat vor Pfingsten in einer nächtlichen Erscheinung gesehen hatte.
Der gelähmte Peter van Volbroek aus Hassum wurde nach einer Pilgerreise nach Kevelaer geheilt.
Johanna Sebus (* 28. Dezember 1791 in Brienen; † 13. Januar 1809) aus Brienen bei Kleve am Niederrhein rettete bei einem Dammbruch zunächst ihre Mutter aus den Fluten des Rheins und kam dann ums Leben, als sie weiteren Menschen helfen wollte. Ihre Leiche wurde beim Abfließen des Wassers gefunden und auf dem Friedhof in Rindern beerdigt. 1872 wurde ihr Grab beim Bau einer neuen Kirche in das Gebäude integriert.
Der Westfälische Friede (Latein: Pax Westphalica) oder der Westfälische Friedensschluss besteht aus zwei Friedensverträgen, die am 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück geschlossen wurden und den Dreißigjährigen Krieg beendeten. Zusammen mit dem am 15. Mai desselben Jahres ratifizierten Frieden von Münster, der parallel verhandelt wurde, aber nicht als Teil des Westfälischen Friedens gilt, fand damit der erste große Friedenskongress der Neuzeit seinen Abschluss.
(Aus Geldern Chronik)
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Eselsritt zum Galgen - Strafe für Ehebrecher
Der Eselsritt war eine Ehrenstrafe, die seit dem 9. Jahrhundert bekannt und hauptsächlich im Mittelalter üblich war. Der Bestrafte wurde auf einem Esel durch den Ort geführt, manchmal rücklings und nackt. Die Strafprozession diente der öffentlichen Schande und Schmähung.
Allgemein galt Ehebruch seitens des Mannes als Sünde, seitens der Frau als Verbrechen. Dementsprechend konnte er sich mit einer Geldstrafe entsühnen, während sie als „Dirne“ verjagt wurde und der Infamie verfiel. Bei nicht adligen Ehebrecherinnen wurden Ehrenstrafen – etwa Pranger stehen oder schändliche Kleidung – verhängt.
Eine Strafe war der Ritt auf einem lebenden Esel. Die Ehefrau, welche ihren Mann geschlagen hatte, wurde auf einen Esel gesetzt und durch die Gassen der Stadt geführt. Hatte sie ihren Mann in offenem Streit geschlagen und er sich nicht gewehrt, dann musste er den Esel führen. War das Schlagen dagegen hinterrücks geschehen, so dass der Mann sich nicht wehren konnte, wurde der Esel von einem Gerichtsdiener geführt.
In Adelskreisen galten dagegen außereheliche Beziehungen männlicher Mitglieder und „Ehen zur linken Hand“ bis in die Neuzeit als hinnehmbar.
Hoe.01.04.2025
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